Für Athleten Lukas Dauser, der Mitte Juni seinen 32. Geburtstag feiert, wird die viereinhalbwöchige Deutschland-Tournee (28.12.2025 – 29.01.2026) mit Sicherheit ein emotionaler Höhepunkt seiner sportlichen Karriere. Noch einmal wird er das Publikum nicht nur am Reck und an seinem Paradegerät Barren begeistern.

Lukas, mit was für einem Gefühl hast Du letztes Jahr Deine internationale Spitzen­sportkarriere beendet? 
Es war ein verrücktes Gefühl, und ich muss sagen, so 100 Prozent angekommen bin ich auch noch nicht, in diesem «ich bin kein Tur­ner mehr». Es ist ja ein eher schleichender Übergang, weil ich trotzdem noch viel in der Turnhalle bin. Dass es kein abruptes Ende ist, ist für mich eigentlich auch das Schöne. In diesem Jahr turne ich noch in der Bundesliga und mache dann nächstes Jahr beim Feuerwerk der Turnkunst mit. 

Was hat sich seit dem erklärten Ende Deiner internationalen Karriere verändert?
Dass ich meinen Alltag nicht mehr 100 Prozent auf das Training auslege, dass sich die Prioritäten ein bisschen verschoben haben. Ich bin letztes Jahr im September Papa ge­worden. Ich glaube, das wissen alle Väter und Mütter da draußen, dass sich dann eini­ges ändert, und so war es eben bei mir auch. Manche Dinge sind dann nicht mehr ganz so wichtig. Davor war für mich das Turnen das Nonplusultra. Ich habe mein komplet­tes Leben danach ausgerichtet, das Training an sich, aber auch außerhalb der Turnhalle – mein Alltag, meine Ernährung etc. Das ist jetzt ein bisschen lockerer geworden, was ich sehr genieße.

Du wirst ein wichtiger Teil der VIVA­-Tournee 2026. Wie leicht oder schwer fällt es Dir, nicht mehr «Spitzensport» zu denken, sondern «Show»?
Es fühlt sich ein bisschen komisch an. Ich habe auch ein bisschen Respekt davor, muss ich sagen. Es wird eine krasse Herausforde­rung, diese vier Wochen unterwegs zu sein, jeden Tag seine Leistung abzurufen. Deswegen gehört so ein bisschen Perfektion wahrscheinlich dazu. Aber natürlich ist es jetzt nicht so, dass ich bei einem Kampfrichter die Übung anmelde und dafür eine Note bekom­me. Es wird eher so sein, dass der Applaus der Zuschauer die Wertschätzung ist. Und ich glaube, es ist cool. Ich habe schon das eine oder andere Schauturnen für einen Turnverein gemacht. Aber das Feuerwerk der Turnkunst ist da nochmal was anderes, weil ich es hoffentlich genießen kann. Ich war immer einer, der schlecht genießen konnte, auch wenn ich eine super Übung geturnt habe. Weil ich so unter Adrenalin stand und voll in meinem Tunnel war. Und ich glaube, dass ich bei VIVA auch das Drumherum genießen kann. 

Was bedeutet Dir der Auftritt?
Das wird für mich eine Art kleine Abschiedstournee durch ganz Deutschland. Und irgendwie ein Start in einen neuen Le­bensabschnitt. Der Auftritt wird für mich hoffentlich sehr bunt und spritzig sein. Einfach ein komplettes Kontrastprogramm zum Leis­tungssport.

Worauf freust Du Dich bei VIVA am meisten?Ich glaube, dieses Tourleben mit dem Team ist etwas ganz Besonderes. Das wird wie eine Familie sein. Richtig eingeschworen, alle zusammen. Das wird bestimmt richtig cool. Dann natürlich in den größten Hallen Deutschlands zu spielen – das ist schon Wahnsinn, welche Hallen mit so einer Show gefüllt werden. Da freue ich mich drauf, weil ich in der einen oder anderen Halle schon Wettkämpfe geturnt habe. Und jetzt dort als Show-Akteur im Rahmen des «Feuerwerks» aufzutreten, das wird sicherlich richtig cool. 

Was planst Du für Deine Zukunft?
Ich schließe dieses Jahr mein Studium Inter­national Management ab. Ich hatte noch ein Modul im Mai und dann kommt die Bachelor­arbeit. Die werde ich nun entweder im Herbst oder nächstes Jahr nach der Show angehen. Dann beginnt der Weg ins normale Leben, wenn ich das mal so nennen darf. Ohne Leistungssport. In welche Richtung es geht, weiß ich noch nicht so hundertprozentig. Ich will eigentlich schon im Sport bleiben oder dem Sport erhalten bleiben. Aber wie und in welcher Funktion, weiß ich noch nicht ge­nau. Und ob im Turnen oder in einer anderen Sportart – mal sehen.

Was macht für Dich das Leben aus?
Das Leben ist für mich bunt. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Es gibt auch Sachen dazwischen. Für mich geht es in meinem Le­ben darum, dass ich glücklich bin mit dem, was ich habe. Gerade weil ich in der letzten Zeit häufig auf meine liebsten Menschen ver­zichten musste. Mit ihnen Zeit zu verbringen und tolle Sachen zu unternehmen, bereitet mir einfach Spaß und Freude. Aber es sind auch kleine Dinge und nicht immer nur das Große, was man erreichen möchte. „Feuer­werk“-Künstlerin Rosemie sagt: Dankbarkeit ist das Wichtigste. Das ist, glaube ich, was für mich ein schönes Leben ausmacht. Dass man das zeigt und auch so danach lebt und es genießt. 

Ist Dir das bisher gelungen?
Es ist mir eher nicht so gelungen, muss ich sagen. Mein Leben war bisher super strikt, sehr begrenzt und eingegrenzt in vielen Sa­chen und Dingen. Gerade dieser Blick über den Tellerrand, den habe ich selten gewagt. Als Leistungssportler hast Du ohnehin nicht oft die Möglichkeit dafür. Und ich war schon sehr extrem in dieser Hinsicht. So gesehen ist es für mich eine Aufgabe, mein Leben nun bewusst zu gestalten.

Hast Du das Gefühl, Du musst es ein Stück weit lernen?
Ja, absolut. Ich belege auch tatsächlich ein Coaching für Leistungssportler, die ihre Karri­ere beendet haben. Ich muss das auf jeden Fall lernen, weil ich es bisher nicht wirklich kennengelernt habe. Dieser Übergang vom Leistungssport in das normale Leben ist ein Prozess und eine enorme Umstellung. Bisher kannte ich nicht viel anderes als Leistungs­sport. Das ist spannend, aber auch eine Herausforderung.